Sankt Valentin online

Unsere Stadtgeschichte

 

Buch Stadt Sankt Valentin
  Das Buch "Stadt Sankt Valentin" wurde 1983 anlässlich der Stadterhebung herausgegeben

 

Besiedelung der Gegend und geschichtliche Entwicklung bis zum Ausklang der Römerzeit

Das Land, aus dem sich die Gemeinde Sankt Valentin entwickelte, umfasste ursprünglich das ganze Gebiet an Enns und Donau, das wir heute Enns-Donau-Winkel nennen. In der Jungsteinzeit siedelten bereits die ersten Ackerbauern in unserer Gegend. Um Christi Geburt stießen die Römer bis an die Donau vor und übten rund 500 Jahre hier ihre Herrschaft aus.

 

Sankt Valentin im frühen Mittelalter

Im 6. Jahrhundert wanderten die Baiern ein und siedelten sich östlich der Enns in kleinen Weilern und Haufendörfern an (Ernsthofen, Gutenhofen, Altenhofen, Erla,..). Doch schon um 700 wird von Verwüstungen an der Enns durch die Awaren (Reitervolk) berichtet. Zum Schutz gegen die anstürmenden Feinde aus dem Osten wurden Wehrburgen gebaut; die "Biburg" bei St. Pantaleon mit doppeltem Wall im 9. Jahrhundert und auf dem Georgenberg in Enns die erste Ennsburg.

 

Kriegerische Auseinandersetzungen und Bauernaufstände im Enns-Donau-Winkel

Während der kurzen Herrschaft Ottokars von Böhmen taucht zum ersten Mal die Bezeichnung "Österreich unter Enns" auf. Auch in der ersten Regierungszeit der Habsburger gibt es noch einige Zwistigkeiten. Wieder rücken feindliche Scharen heran bis zur Donau und zur Enns: vom Norden die Hussiten und vom Osten die Ungarn.

Der große Bauernaufstand auf Sankt Valentiner Boden im 18. Jahrhundert

Das Jagdrecht, ursprünglich allen Siedlern gemeinsam vorbehalten, hatte sich im Laufe der Geschichte zu einem Privileg der gehobenen Stände entwickelt. Das Schwarzwild in den Wäldern rund um Sankt Valentin wurde überhegt und zerstörte Gärten und Felder vor den Augen der Bauern. Bald begann das Abschießen des Wildes durch die Bauern. Inhaftierungen, Todesurteile, ein abenteuerliches Bauernkriegsdasein folgte.

 

Große Brandkatastrophen

Der Pfarrort hatte schon früher zwei verheerende Brände mitgemacht: 1683 und 1736. Damals gelobte die Pfarrgemeinde für den 4. Mai jeden Jahres eine Wallfahrt nach St.Florian. Sie wurde bis 1939 abgehalten.

 

Verkleinerung des Pfarrgebietes und kirchliche Neuordnung unter Josef II.

Mittlerweile hatte sich das weite Pfarrgebiet, das die vielen Ortschaften einte, erheblich verkleinert. Ernsthofen wurde 1775 als Pfarrvikariat mit 124 Häusern von Sankt Valentin abgetrennt, dadurch war die Zahl der Pfarrangehörigen von 4.000 auf 3.000 gesunken, die Bodenfläche ungefähr dem heutigen Gemeindegebiet angeglichen.

Die ersten Grundstücks- und Häuserverzeichnisse

Von den um 1750 durchgeführten Reformen Maria Theresias für eine straffere Verwaltung ihrer Länder und eine gerechte Steuerverteilung ist die sogenannte "Theresianische Fassion" besonders wichtig. Da wurde bäuerlicher Besitz sachverständig geschätzt und eingestuft und mit Nummern versehen. 

 

Veränderungen durch den Bahnbau

Nach der Überlieferung sollte der Bahnhof hinter dem Friedhof erbaut werden, aber, wie bei vielen anderen Orten, wurde das "Dampfross" aus dem Dorf verbannt. Höhepunkte waren sicher die Eröffnungsfahrt am 21. November 1858 als die Lok "Mariazell" von Wien hier durchkam, und als im Juli 1860 Kaiserin Elisabeth mit der Bahn, die ihren Namen trug, nach Salzburg fuhr. Fast alle Häuser im Ort wurden damals umgestaltet oder neu gebaut, die Bauweise mit Stein-Ziegel-Schlichtung verschwand fast gänzlich.

 

Bevölkerungszuwachs in Sankt Valentin um die Jahrhundertwende

Beim Befahren der neuen Strecke nach Kleinreifling ergab sich jedoch eine Schwierigkeit. Sie durfte nur vom Budweißer Personal bedient werden. Als sich das änderte gab es in Sankt Valentin einen erstaunlichen Bevölkerungszuwachs von mindestens 700 Leuten. Sankt Valentin hieß nun stolz "an der Westbahn" und war ein wichtiger Bahnknotenpunkt mit guten Arbeitsplätzen.

 

Schwierigkeiten in der Zwischenkriegszeit

Die Wohnungsnot war so groß, dass sogar abgestellte Eisenbahnwaggons als Notquartiere verwendet wurden. Auch nach der großen Geldentwertung waren die Valentiner sehr spendenfreudig und finanzierten das Kriegerdenkmal, das vor der Kirche aufgestellt, später aber in die Friedhofstraße versetzt wurde.

 

Kulturelle Leistungen bedeutender Sankt Valentiner

1903 gründete Josef Stöckler in Sankt Valentin die erste Molkerei Niederösterreichs und 1906 den niederösterreichischen Bauernbund, dessen Obmann er bis 1927 blieb. 1918 war es sein Verdienst, dass die weißen Lippizaner, für Österreich erhalten blieben. Josef Stöckler starb 1936.

 

St.Valentin in der NS-Zeit

Verfasst von Anna Purkarthofer, BA

Auf der Suche nach einem geeigneten Standort für den Ausbau der Panzerproduktion, erschien die damals noch kleine Gemeinde St.Valentin durch die Nähe zu den Rüstungsstandorten Linz und Steyr als strategisch günstig gelegen. 1939 wurde Sankt Valentin als Standort des geplanten Panzermontagewerk mit dem Tarnnamen „Codename Spielwarenfabrik“ beschlossen. Zur Erbauung des Panzermontagewerks, auch Nibelungenwerk genannt, wurden neben Einheimischen und Arbeiter*innen aus dem Ausland auch Zwangsarbeiter*innen, sowie Kriegs- und Strafgefangene eingesetzt.(1) Neben dem Nibelungenwerk wurden auch zwei Werkssiedlungen in den Ortsteilen Herzograd und Langenhart vorwiegend von ausländischen Arbeiter*innen errichtet.(2) 1941 war Produktionsbeginn im Nibelungenwerk.(1) Die Arbeitsbedingungen im Nibelungenwerk waren für die inländischen, „arischen“ Arbeiter*innen den damaligen Verhältnissen entsprechend sehr gut. Durch eine von den Angestellten als gut beschriebene Bezahlung, das Zurverfügungstellen von Wohnungen und die Anbindung an Bus und Bahn wurde das Nibelungenwerk als modernen Musterbetrieb inszeniert und sollte die Angestellten an den Betrieb binden. Verstöße gegen den Arbeitsvertrag wurden dennoch polizeilich oder durch die Gestapo geahndet.(3) 

Das Konzentrationslager

Wegen dem Mangel an inländischen Arbeitskräften und Problemen bei der Zwangsrekrutierung ausländischer Arbeiter*innen durch den Kriegsverlauf bedingt, forderten Firmen KZ-Häftlinge an.(3) So wurden in der Nacht vom 21.auf 22. August 1944 erstmals Häftlinge aus dem KZ Mauthausen zum Nibelungenwerk gebracht. Die Holzbaracken mussten die Häftlinge selbst errichten.(2) Der Höchststand an Häftlingen betrug 1.480.(1) Die größte Häftlingsgruppe waren polnische Jüdinnen und Juden. Durch die ideologische Rassenhierarchie der Nationalsozialist*innen waren die Jüdinnen und Juden an unterster Stelle und mussten im Gegensatz zu den anderen Häftlingen nach der Schicht im Nibelungenwerk die Baracken reinigen und wurden auch sonst besonders schlecht behandelt.(3) Neben Erhaltungs- und Wartungsarbeiten an der Teststrecke und der Arbeit in den Produktionshallen, wurden die Häftlinge auch für die Erbauung eines Luftschutzbunkers eingeteilt.(2) Wie die Widerstandskämpferin und Sankt Valentinerin Anna Strasser in ihrem „Tatsachenbericht“ erklärt, gab es im Stadtteil Windberg ein weiteres Arbeitslager. Strasser konnte beobachten wie „viele jüdische Familien aus Ungarn“ in das Lager gebracht und vor Kriegsende wieder weggebracht wurden.(4) 

Kriegsende

Nach mehreren wenig erfolgreichen Bombardierungen durch die Alliierten wurde das Nibelungenwerk, sowie das angrenzende Konzentrationslager und das Bahnhofsgelände am 23. März 1945 erstmals schwerwiegend getroffen. Dabei kamen mehrere Personen im Nibelungenwerk, sowie KZ-Häftlinge ums Leben. Bevor die Häftlinge einen Monat nach den Angriffen nach Ebensee und Mauthausen verlegt wurden, mussten sie bei den Aufräumarbeiten helfen.(3) Nach einem Schusswechsel der SS und den US-Amerikanern*innen und der Beschädigung von Zivilobjekten, fuhren zwei Sankt Valentiner mit weißen Fahnen in die nahegelegene Stadt Enns, die bereits unter Kontrolle der US-Amerikaner*innen stand und erwirkten eine Feuerpause. Am 7.Mai 1945 rückten die US-amerikanischen Truppen nach Sankt Valentin vor. Nach der Kapitulation des Dritten Reichs am 8. Mai 1945 fiel Sankt Valentin einen Tag später in russisches Besatzungsgebiet.(2)

Quellen:

1.      Winninger M. Das Nibelungenwerk 1939 bis 1945: Panzerfahrzeuge aus St.Valentin. Die Reihe Arbeitswelten. Erfurt: Sutton; 2009.
2.      Reisinger J. Codename: Spielwarenfabrik: Die Nibelungenwerke in St. Valentin und die deutsche Panzerfertigung. 1st ed. Wien: Ed. Mauthausen; 2010.
3.      Wolfinger S. Das KZ-Aussenlager St.Valentin. Mauthausen Studien 7: Books on Demand; 2009.
4.  Strasser A. Tatsachenbericht: März 1938 - Mai 1945. St.Valentin, 1982. https://www.sanktvalentin.at/index.php/unsere-stadt/unsere-stadt/ehrenbuerger/anna-strasser-tatsachenbericht (letzter Zugriff: 22. Mai 2024) 11.: März 1938 - Mai 1945. St.Valentin; 1982.

Die Panzerfabrik "Nibelungenwerk"

Kurz nach der Okkupation Österreichs durch das Reich traf man Vorbereitungen zur Errichtung des Nibelungenwerkes (Ni-Werks). 1942/43 besuchten Adolf Hitler, Hermann Göring, Gauleiter Dr. Jury, Gauleiter Eigruber und Professor Ferdinand Porsche das Werk. Von den insgesamt 8.200 produzierten Standard-Panzern wurden 4.350 im Ni-Werk erzeugt. Gegen Kriegsende arbeiteten etwa 10.000 Personen aus 14 Nationen (meist Kriegsgefangene).

Bericht auf orf.at - hier klicken!

Broschüre Mahnmal KZ-Herzograd
Broschüre zum Mahnmal KZ-Herzograd

Bombardierungen, Not und Elend zu Kriegsende

1944 begannen die Bombardierungen. Ein Riesenscheinwerfer zur Überwachung des Luftraumes war in der äußeren Thurnsdorfer Straße aufgestellt. Am 20. August 1944 gab es den ersten Nachtangriff, bei dem das Ni-Werk verfehlt wurde. Der Großangriff auf Sankt Valentin war am Vormittag des 23. März 1945. Er begann von Nordosten von Rems Richtung Neu Thurnsdorf, auf die Flakstellung. Nach einer später erstellten Karte eines deutschen Offiziers fielen auf eine Fläche von zirka 1.000 x 750 qm 609 Sprengbomben. Das Nibelungenwerk war schwerst getroffen, von den neuen Hallen waren nur zwei stehen geblieben. Es gab 16 Tote; ein vermisster Ingenieur wurde erst im August im Dachstuhl einer zerstörten Halle gefunden. Als die Amerikaner gegen die Enns vorrückten, setzte sich ein SS-Trupp in Altenhofen fest und feuerte weiter. Im Ort Sankt Valentin waren schon am 5. Mai weiße Fahnen zu sehen, doch musste man die folgende Nacht noch zumeist im Keller verbringen. Am 7. Mai kamen dann amerikanische Lastwagen und Panzer.

Die Besatzungszeit

Groß war die Enttäuschung der Bevölkerung, als die Amerikaner am 8. Mai wieder abzogen und die Russen ankündigten. Viele Leute flüchteten noch schnell über die Enns und konnten dann nicht zurück. Die ersten Umbruchstage waren schrecklich: neun Morde durch unbekannte Täter, Plünderungen von Güterzügen, deren Wagenpapiere verlorengegangen waren. Leider waren daran auch Einheimische beteiligt. Am 11. Mai 1945 wurden die Ennsbrücken gesperrt und am Bahnhof eine Militärkommandantur errichtet. Nur wer hier Arbeit angenommen hatte, besonders in der Landwirtschaft, durfte dableiben.

 

Sankt  Valentin nach 1955

Die Unterzeichnung des Staatsvertrages im Jahre 1955 wurde zuerst nur in den Schulen gefeiert. Die offizielle Abschiedsfeier für unsere "Befreier" wurde im September gehalten, als die Stadtkommandantur aufgelöst und der letzte Zug der Besatzung Richtung CSSR abgefahren war. Die Arbeit an der Autobahn brachte große Veränderungen der Siedlungslandschaft und riss oft Ortschaften auseinander. Den Veränderungen um die alte Pfarrkirche in Sankt Valentin standen die älteren Leute mit gemischten Gefühlen gegenüber. Sie trauerten um "die Insel des Friedens", die den Alltagslärm vom Gotteshaus fernhielt, wenn sie auch einsahen, dass dem vermehrten Verkehr Rechnung getragen werden musste. Mittlerweile geben aber die neuen Pflanzungen wieder einen schönen Rahmen für unser ehrwürdiges Gotteshaus, das Wahrzeichen Alt-Valentins.

 

Entwicklung zur Wirtschaftsstadt

Durch die Verlagerung der Steyr-Traktorenproduktion von Steyr nach Sankt Valentin wurde die Stadt sehr bald auch als Wirtschaftsstandort bekannt. Seit 2007 ist das Traktorenwerk Sankt Valentin Europasitz der landwirtschaftstechnischen Sparte von Case New Holland (CNH), welche die Produktion der Steyr-Traktoren und somit auch den Standort übernommen haben. Durch den guten Verkehrsstandort eröffnete die heutige OMV im Ortsteil Rems ein großes Tanklager für diverse Erdölprodukte. Ende der 1980'er Jahre kam ein weiterer Großbetrieb nach Sankt Valentin, der Maschinenhersteller Engel Austria, welcher große Spritzgussmaschinen hierorts anfertigt und in zahlreiche Länder Europas ausliefert. Mit der Firma Hartl, welche auf die Herstellung großer Asphaltbruchmaschinen spezialisiert ist, kam kürzlich ein weiterer Großbetrieb in unserer Gemeinde. Mit dem Engineering Center Steyr (ECS) von Magna Powertrain befindet sich ein weiteres in der Automobilentwicklung spezialisiertes Unternehmen im Ort. Die Wirtschaft in unserer Gemeinde wuchs aber nicht nur durch große Betriebsstandorte außerordentlich an, sondern auch durch zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe, etwa im sogenannten Gewerbepark zwischen Westautobahn und -bahn. 

Die Stadt wächst

Nicht nur im Wirtschaftssektor wuchs die Gemeinde in den letzten Jahrzehnten stark an, auch die Bevölkerung insgesamt nahm zu. Dementsprechend kamen in unserer Gemeinde neue Geschäfte hinzu, etwa im Fachmarktzentrum. Ein besonderer Schwerpunkt lag in der Eröffung bzw. im Ausbau der öffentlichen sowie sozialen Einrichtungen der Stadt. Das Freibad wurde in eine attraktive Bade- und Naherholungsoase umgebaut. Im Jugendbereich entstanden das Taka-Tuka-Land und das Jugendzentrum JUZ. Ebenso konnte ein Altenwohnheim errichtet werden. Ein jüngeres Projekt war die Zusammenlegung der Freiwilligen Feuerwehr und der Polizeiinspektion in einen gemeinsamen, modernsten Standards entsprechenden Gebäudekomplex im Stadtzentrum. In den letzten Jahren wurden zudem zahlreiche wichtige Straßen in Sankt Valentin neugestaltet.

 

Geschichte des Heiligen Valentin - hier klicken!

 

Stadtgemeinde Sankt Valentin, 4300 Sankt Valentin, Hauptplatz 7
E-Mail: rathaus@st-valentin.at  Homepage: www.st-valentin.at
Telefon: +43 7435 / 505-0 Telefonverzeichnis
Parteienverkehr: Montag bis Freitag von 8:00 bis 12:00 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag von 14:00 bis 16:00 Uhr
Impressum    Datenschutzhinweis

 

Busy Office Web